Stiftung&Sponsoring – Teil 50

Ausgabe 06.24
Benedikt Braun: Faktor 10
von Hermann Büchner (Berlin)

Die Kollektion von ursprünglich fünf – jüngst auf sechs erweiterten – Euro-Banknoten aus dem Kontext einer Performance des in Weimar lebenden Künstlers Benedikt Braun gehört formal betrachtet zur Gruppe von Werken im Sammlungsbestand, die den künstlerischen Umgang mit Echtgeld zum Ausgangspunkt haben. Die Überzeichnungen von Horst Hussel (Stiftung&Sponsoring 4.22), Beuys‘ provokant beschriftete DM, Mark der DDR und Lire oder die zu Scherenschnitten umgeformten Inti-Banknoten von Karen Michelsen Castañón bieten sich zum Vergleich an.

Die Performance „Faktor 10“, in deren Kontext die Scheine durch Braun adaptiert wurden, kann hingegen als ein faszinierendes Beispiel für die transformative Kraft der Kunst gelten und zeigt, wie Kunstwerke unsere Wahrnehmung von alltäglichen Dingen verändern können. Der Künstler hat gezeigt, dass Kunst nicht nur ein ästhetisches Vergnügen ist, sondern auch ein Mittel zur Veränderung und zur Schaffung von neuen Werten und Bedeutungen. Während der Eröffnung von „Mein lieber Freund und Kupferstecher – Eine Ausstellung der Sammlung Haupt“ beim Verband Deutscher Bürgschaftsbanken Berlin am 29. April 2017 hat Braun seine Performance aufgeführt und so den Betrachtern gezeigt, wie aus Geld Kunst entstehen kann.


 


Durch eine künstlerische Handlung wird der Nominalwert von Geldscheinen um den Faktor zehn erhöht. Mit Hilfe einer Prägezange bringt Benedikt Braun sein Konterfei auf die Scheine. Aus Geld wird Kunst. Jeder Schein ist ein Unikat.
Eine simple Geste verwandelt die Geldscheine und gibt ihnen einen neuen Wert, der weit über ihren ursprünglichen Wert hinausgeht: Aus einem 5-Euro-Schein wird ein 50 € wertvolles Kunstwerk und so weiter, bis hin zur (ohnehin selten im Umlauf anzutreffenden) 200er-Banknote, die nach Braunscher Überformung 2.000 € als künstlerische Arbeit generiert.
Das Ganze zeugt gleichermaßen von Selbstbewusstsein und Humor. Für das Performance-Publikum – sofern willens, mitgeführte Scheine dem Künstler für die Prägung zu überlassen – erfolgte diese Wert-Erhöhung übrigens gratis. Für die Komplettierung der Werkgruppe für den Sammlungsbestand hat der Künstler dem Sammler nunmehr eine Rechnung erstellt, welche gleichsam als Dokument der Wertschöpfung im Nachgang der Performance fungiert und zusammen mit dem Eingangsbeleg Teil des Ensembles geworden ist.

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