Im Bestand der Sammlung Haupt befinden sich mehrere Werke, die die künstlerische Interpretation von Banknoten mit den Mitteln der Fotografie dokumentieren. Der makrofotografischen Arbeitsweise des in Frankfurt am Main tätigen Pete Jones (Vorstellung in Teil 6 der Serie in Ausgabe 4/2017) vergleichbar, lässt Ulrich Wüst – durch Ausschnittwahl und Vergrößerung – bestimmte Details auf Geldscheinen in einer ungewöhnlichen Wahrnehmungsebene erscheinen.
Ulrich Wüst, geboren 1949 in Magdeburg, studierte von 1967 – 1972 an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar und arbeitete in den 70er Jahren als Stadtplaner, seit 1984 freischaffend als Fotograf in Berlin und Schönhof/Mecklenburg.
Eine Vielzahl fotografischer Arbeiten weist ihn als genauen Beobachter städtischer Räume und architektonischer Motive aus.
Das dem 100-Mark-der-DDR-Schein (1975) entstammende Motiv Palast der Republik aus der über 60 Aufnahmen umfassenden Serie des Fotografen, entstanden im Jahre 2009, steht für einen ganz besonderen Blick der künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema Geld. In ihrer Gesamtheit wurde sie, neben weiteren Fotografien, von Mai bis August 2012 in einer Personalausstellung, ausgerichtet Verbindungsbüro des Deutschen Bundestages bei der Europäischen Union in Brüssel, gezeigt.
Diese Serie „Scheine – das Bild des Geldes“ knüpft an die Überzeugung des Künstlers von der erzählerischen Kraft der Dinge, wie sie in seinen Stadtansichten zum Ausdruck kommen, an. Doch geht Wüst hier noch einen Schritt weiter. Er fotografierte ausgewählte Bildmotive und damit nur Ausschnitte von nicht mehr im Umlauf befindlichen Geldscheinen aus 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie historischen Banknoten aus der Sowjetunion, der DDR, aus Jugoslawien und der ?SSR. Diese Staaten machten im Prozess der politischen Umwälzungen und der Auflösung des Ostblocks ab Ende der 1980er Jahre signifikante Veränderungen durch und gingen als Ganzes oder zu Teilen in der EU ein. Das war die Motivation des Künstlers, sie in die Serie einzubeziehen.