Maria Fisahn kreiert seit vielen Jahren eigene fiktive Banknoten, indem sie Papier oder auch Textilien bedruckt, bestempelt oder collagiert. Erste Geldkunstarbeiten beziehen sich Anfang 1993 auf Urformen des Geldes in der Kulturgeschichte. Ihre ›Währung‹ versieht die Künstlerin mit Aufschriften wie »Strafgeld«, »Wohngeld«, »Haushaltsgeld« oder »Brautgeld« und thematisiert im damit entstehenden sozialen oder sozialkritischem Bezug unterschiedliche Problematiken, Aspekte des Geldverkehrs und des Konsumverhaltens. Sie greift gesellschaftliche relevante Themen, bestehende Konflikte und Widersprüche, aber auch Alltägliches und Heiteres – wie beispielsweise mit »Erdbeergeld« oder »Zaubergeld« – in ihren Wort-Bild-Kreationen auf. Kunstgeld kann hier als die Künstlichkeit von Geld gelesen werden, den Geldwert von Kunst hinterfragen. Für die Künstlerin steht der Tauschwert dabei im Fokus.
Von Künstler:innen gestaltete fiktive Banknoten nehmen in Format und den Elementen Bezeichnung, Nennwert und Seriennummern, bildlicher Darstellung – wie Gebäuden und Personen – Bezug auf reale Zahlungsmittel. Doch steht die kritische Auseinandersetzung mit sozialen und wirtschaftlichen Zuständen, die durch die Finanzsysteme mit geprägt oder sogar dominiert sind, im Fokus der künstlerischen Arbeit. Es handelt sich bei den monetären Eigenschöpfungen zuweilen um humorige oder auch hintersinnige künstlerische Beiträge zum Thema Geld und Währung im Allgemeinen – und im Speziellen um die höchst vielfältige Visualisierung der ›Quasi-Banknoten‹.
Für die Arbeit »Fluchtgeld« (2010) aus der Reihe Geld(aus)Tausch kam ein überarbeitetes Pressefoto zum Einsatz, das einen Lastwagen zeigt, in dem sich Flüchtende versteckt haben. Das Sujet löst auch heute angesichts der politischen Entwicklung ein hochgradig beklemmendes Gefühl aus: das Thema hat an Aktualität nichts eingebüßt. Schon seit einiger Zeit im Sammlungsbestand befinden sich mit »Kunstgeld« und »Erziehungsgeld« (beide aus dem Jahr 2003) vergleichbare Arbeiten von Maria Fisahn, die ihre Wirkung aus dem Kontrast von Bildelementen, der drucktechnisch-stofflichen Umsetzung und der von der Künstlerin bewusst begrifflich intendierten Namensgebung beziehen.
In letzterer offenbart sich zudem ein appellativ zu verstehender Effekt, die Rezipient:innen betreffend: man kommt – einmal der Fisahn-›Banknoten‹ ansichtig geworden – nicht umhin, deren tieferen Sinn in eigener Interpretation zu ergründen.
Die Arbeit »Erziehungsgeld« thematisiert die – zumeist von Frauen geleistete – unbezahlte Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflegearbeit (Sorgearbeit). In Fisahns Grundschülerinnen-Schreibschrift ist zu lesen: »Die Mutter arbeitet unermüdlich. Sie verdient aber kein Geld. Sie bekommt viel Segen vom lieben Gott, unser Gebet und unsere Liebe.«
Spielraum zur freien Deutung hingegen offeriert das gleichsam programmatische »Kunstgeld«, für das die Künstlerin Abbildungen von Objekten aus ihren Installationen verwendet hat – quasi als Statement eigenen Tuns in doppelter Dimension.
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