Ausgabe 01.25
Germaine Koh: Pledge (2002)
von Hermann Büchner (Berlin)
In Form und Material durchaus an Münzen erinnernd, kommen die Token von Germaine Koh ohne Nennwert und Zuordnungs-Merkmale eines Währungsraums aus. Sie unterscheiden sich damit beispielsweise auch von Kunstgeld-Editionen der Art Reserve Bank (vorgestellt in Ausgabe 2.22 und 2.24) oder den ebenfalls im Bestand der Sammlung Haupt befindlichen Überprägungen von Euro-Münzen der Künstlergruppe United Transnational Republics.
Die historisch gewachsene Geld-Funktionalität wird quasi umkodiert und durch Verknappung verfremdet: Auf einer Seite mit den Worten „I WILL“ versehen, kommt die Rückseite völlig blank daher.
Im Zentrum der künstlerischen Arbeit der in George Town (Malaysia) geborenen, in Kanada aufgewachsenen und lebenden Konzeptkünstlerin steht die Beschäftigung mit alltäglichen Vorgängen und Phänomenen, die in Aktionen, Objekten und Environments auf ihre soziale Bedeutung hin befragt werden. Besonders prononciert geschieht das mit den in 5000er Auflage hergestellten und unter den Werktitel „Pledge“ (im Kontext zu übersetzen etwa mit Verpfändung) subsumierten „Geld“-Stücken. Die Rezeption der kleinen Objekte, im Rahmen von Ausstellungen zuweilen vom Aufsichtspersonal an zufällig ausgewählte Besucher:innen verteilt, ist auf Interaktion ausgelegt.
Kunstsammler Stefan Haupt, der die Arbeit im September 2003 bei einem Besuch der art forum berlin – einer zwischen 1996 und 2010 veranstalteten internationalen Kunstmesse – erwarb, erinnert sich: „In einer Halle gab es einen Stand mit Glasvitrinen und in einer davon erblickte ich die fünf Münzen von Germaine Koh. Zur damaligen Zeit grenzte es immer noch an ein kleines Wunder, wenn ich eine Arbeit entdeckte, die sich mit dem Thema Geld beschäftigt. Etwas irritierend war der Preis. Die fünf Münzen sollten 8,40 € kosten. Ich vermute, es war der Gegenwert für fünf kanadische Dollar. Sie waren mit ‚I WILL‘ beschriftet und ich fragte mich, was das wohl bedeuten könne. Die Person hinter der Glasvitrine verwies mich an Germaine Koh, die daneben stand. Die Künstlerin erläuterte mir, dass sie mit der Botschaft zu anderen Menschen sowohl tatsächlich als auch sinnbildlich in Kontakt treten möchte.“
weiterlesen in diesem PDF