Ausgabe 04/2023:
Zuweilen hat man es bei den monetären Eigenkreationen mit einer humorig-hintersinnigen oder eher augenzwinkernden Sicht auf Währungsphänomene zu tun, wie beispielsweise beim »Kretzer« von Helmut King (vorgestellt in S&S 02/2019), Jonny Stars »SUPERUSCHIS« (S&S 05/2022) oder dem ebenfalls im Sammlungsbestand befindlichen »Marzahner Regionalgeld« von Hans Hs Winkler. Demgegenüber hat Nikolaus Eberstaller mit seinen HONEY MONEY-Banknoten (S&S 03/2018) sozial intendierte und deutlich gesellschaftskritische Aspekte wie Kriege und Umweltschädigungen aufgegriffen.
Einen Schritt weiter geht Liang Zhipeng mit seiner REFO-Serie, indem er das hochaktuelle und zugleich heikle Thema der Flüchtlingsbewegung klar prononciert in seiner globalen Dimension zuspitzt und polemisierend auf den Punkt bringt: Flüchtlinge als ›Handelsware‹ in den politischen Rangeleien von Länderregierungen. Somit räumt ihnen der Künstler den Platz der Dargestellten auf den Scheinen ein. Der sozialkritische Aspekt kommt auch in der Untertitelung zum Ausdruck, mit der Liang Zhipeng das Projekt in der Öffentlichkeit vorgestellt und beworben hat: the new politcal currency.
Die Arbeit wurde erstmals 2017 in einer Ausstellung in der UdK Berlin (an der der Künstler studierte) und zu Beginn des Jahres 2018 anlässlich des Transmediale/CTM-Vorspiel-Festivals gezeigt: Liang Zhipeng stellte die Scheine zur Eröffnung des lifeSpan-Projekts im Kunsthaus KuLe vor und bot seine neue politische Währung im Rahmen einer Performance im Verhältnis 1:1 zum Tausch bzw. Kauf gegen den jeweiligen Nominalwert in € an. Die im Bestand der Sammlung Haupt befindliche Arbeit war in der Ausstellung »GELD – WAHN – SINN: Die Sammlung Haupt in den Reinbeckhallen Berlin« vom 26.5. – 19.8.2018 zu sehen.
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