Achim Schnurrer/Armin Stingl: M0M – MY 0WN MONEY (2019/20)
von Hermann Büchner, Berlin
In das Segment Künstlergeld gehört eine Kollektion fiktiver Banknoten, für die deren Initiator Achim Schnurrer die sinnfällige und zugleich ironische Bezeichnung ›mein eigenes Geld‹ gefunden hat.
Von Künstler:innen gestaltete fiktive Banknoten nehmen in Format, Bezeichnung, Nennwert und Seriennummern sowie bildlicher Darstellung – wie Gebäuden und Personen – Bezug auf reale Zahlungsmittel. Doch steht die kritische Auseinandersetzung mit sozialen und wirtschaftlichen Zuständen, die durch die Finanzsysteme mit geprägt oder sogar dominiert sind, im Fokus der künstlerischen Arbeit.
Einen speziellen Aspekt gewinnt das Ganze hinzu, wenn es sich um Künstlernotgeld handelt, die Werke also unmittelbar auf die Absicherung der wirtschaftlichen Existenz von Künstler:innen und/oder sie vertretender Vereine, Galerien und Kunstvermittlern fokussiert sind.
Die M0M-Währung, in Zusammenarbeit mit dem Grafik-Designer Armin Stingl in Werten von 1, 5, 10, 20, 50 und 100 umgesetzt und einseitig als Fineart-C-Prints auf Rössler-Edelleinen gedruckt, gehört in einen vergleichbaren, wenn auch globalen Kontext: den der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Krise von Kunst und Kultur.
Gestalterisch an die D-Mark-Banknoten erinnernd findet sich auf allen Scheinen als gleichbleibendes Element das Porträt der Mutter von Achim Schnurrer – nach einer 1949 entstandenen Bleistiftzeichnung von der Hand seine Vaters. Ein Detail, das auf den ersten Blick nicht auffällt, quasi aber eine Schlüsselbedeutung hat, ist das mit Null [0] typographierte große O im M0M und 0WN.
Die M0M-Serie findet sich auch auf einer von der Verwertungsgesellschaft (Martin Droschke und Oliver Heß) initiierten Online-Plattform namens kuenstlernotgeld.de unter den Eigengeld-Schöpfungen von rund 80 Künstler:innen aus der gesamten Bundesrepublik. Die Betreiber, die sich als Vermittler zwischen Künstlern und Interessenten definieren und keine Provision für ihren Service erheben, kommen ohne Umschweif auf den Punkt:
»Seit dieses scheiß Virus Künstler und Kulturschaffende in den Lockdown zwang, existieren Einkünfte nur noch in ihren Träumen. Deshalb legen etliche von ihnen jetzt ihre eigene Währung auf. In der Tradition des Notgelds drucken sie stilvolle Fuf[f]ziger und andere falsche Scheine. Auf dieser Seite dürfen, ja sollen Sie, werter Kunstfreund, die Lappen 1:1 gegen echte Euros eintauschen. Als Beitrag zum ARTerhalt. Als Wertanlage, die sich rechnet.«