In Heft 2/2020 des Magazins Stiftung&Sponsoring: Mathieu Mercier: $ (2000) von Hermann Büchner
Für mehrere Arbeiten im Bestand der Geldkunst-Sammlung Haupt spielt die Einbeziehung von Licht eine wichtige Rolle und macht das signifikante Merkmal dieser Leuchtobjekte aus. Dabei werden Lichtquellen entweder in subtiler Form zur Hinterleuchtung genutzt, wie von Virginie Mossé, oder aber das Bildobjekt entfaltet seine Wahrnehmbarkeit, indem es angeleuchtet wird, wie das Dora Tass mit ihren analogen Holgrammen demonstriert. Sergej Alexander Dott hingegen hat eigens einen Schriftzug als Neon-Leucht-Element integriert.
Anders im Falle des „$“ von Mathieu Mercier. Der Künstler erwarb für sein Licht-Objekt handelsübliche Leuchtstoffröhren und baute daraus, unter Verwendung der erforderlichen Zünder und Trafos, eine grell aufstrahlende Adaption der symbolträchtigen Leitwährung.
Der Dollar als überstrahlendes (Status-)Symbol – unausweichlich, vergrößert und allmächtig?
Doch wird hier weniger glorifiziert, als in der verformten Überhöhung eigentlich verfremdet, so währungskritischen Akzent unübersehbar ist.
Auch die Assoziation von Leuchtreklame, gleichfalls ein in den Vereinigten Staaten von Amerika bis zur Perfektion entwickeltes und im wahrsten Sinne des Wortes weltweit ausstrahlendes Phänomen, ist hier inkludiert. Die Brechung erreicht Mercier nicht zuletzt auch durch die handwerklich absichtlich schlichte Umsetzung: in der Beschränkung auf das eben Notwendige und ohne die Absicht, Drähte, Halterungen und Impulsgeber zu ›verstecken‹, wird die Ikone quasi vom Sockel geholt und mutiert so zu einem im Wortsinne leuchtenden Beispiel hintergründiger Ambivalenz. Noch dazu ist der Leucht-Dollar auch dekorativ zu nennen und wird einem funktionalen Anspruch gerecht, denn als Beleuchtung des umgebenden Raumes funktioniert er vorzüglich.