Der Leipziger Künstler Bernhard Bormann reflektiert die Spezifika sensibler Druck-Träger in seinem Projekt »Kunst auf Kredit«. Er bedruckt Kassenbons diverser Handelsketten mit drei verschiedenen Porträts des Bundesministers der Finanzen, Christian Lindner, sowie mit einem Konterfeit des Bundeskanzlers Olaf Scholz. Eigentlich waren nur Lindner-Abbilder vorgesehen, doch konnte Bormann dem nach einen Sportunfall des Regierungschefs in Umlauf gekommenen Foto mit Augenklappe nicht widerstehen.
Kassenbons gehören unweigerlich zum Kreislauf des Geldes. Sei es als Beleg über den getätigten Einkauf, für möglichen Umtausch, spätere Reklamation oder für die Steuererklärung: immer wieder kommt man an den schmalen Streifen aus Thermopapier nicht vorbei. Ähnlich dem Bargeld ist allerdings die Verdrängung dieser Dokumente zugunsten digitaler Aufbereitungsformen bereits im Gange. Zudem schließen die analogen ›Kassenzettel‹ einige Probleme im Umgang ein: Benötigt man sie nicht, sollen sie umweltgerecht und also nicht im Papiermüll landen. Benötigt man sie später, kann es passieren, dass das Druckbild durch Umwelteinflüsse bereits verblichen ist – gar bis zur Unkenntlichkeit.
Von den auf Fortsetzung angelegten Editionen existieren bisher drei mal Lindner und ein mal Scholz, jeweils in einer Auflage von 20 Exemplaren. Bormann bietet die Drucke 11 bis 20 zum Verkauf an – und zwar zu dem Preis, den der betreffende Bon ausweist. Vier davon gehören seit Kurzem zum Bestand der Sammlung Haupt.
Die Drucke eins bis zehn sind für die vom Künstler vorgenommene Platzierung im städtischen Raum vorgesehen, verteilt kürzlich beispielsweise in Hainichen und Weimar – »Trash-Readymade-Pop-Art für den öffentlichen Raum«, nennt er sie.
Bezüglich der Ambition steckt hinter den Kassenbon-Überdrucken mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Bormann zu dieser zugleich auch das Motto definierenden Meta-Ebene:
»Die aufgedruckte Summe des Kassenbons definiert seinen Verkaufswert als Kunstwerk.
In diesem Gedankenmodell ist der Wert des Kunstwerkes also bereits in meinen Lebensunterhalt geflossen, und wenn ich einen der Kassenbons verkaufe, dann steht mir der aufgedruckte Geldwert nicht mehr zur Verfügung – das Geld ist ja bereits ausgegeben.
Dadurch gebe ich – in Voraussicht und Gutgläubigkeit, einen solchen Kassenbon im Nachhinein tatsächlich zu verkaufen – sozusagen das Geld des Bon-Käufers bereits vor der Erschaffung des Kunstwerkes aus und räume betreffender Person in diesem Sinne einen Kredit ein, der durch den Erwerb bedient wird.«
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