Neu in der Sammlung: »Hüten Sie sich vor Fälschungen« von Ueli Fuchser
27 Mai 2019
mso-fareast-language:DE“>Die Collage des Schweizer Konzeptkünstlers Ueli
Fuchser aus dem Jahr 1976 – bestehend aus Elementen von elf Banknoten aus acht
Ländern – bereichert seit kurzem den Bestand der Sammlung Haupt. Die Entstehungsgeschichte
der Arbeit lässt an spannenden, belustigenden und auch verstörenden Akzenten
kaum etwas zu wünschen übrig, wie man der inkludierten 87seitigen Dokumentation
– darin die ›Reste‹ aller (mit Ausnahme des 500-Franken-Scheins) verwendeten
Banknoten sowie der Schriftverkehr mit diplomatischen Vertretungen,
Nationalbanken und Galerien – entnehmen kann.
Bereits im September 1974 hatte sich der 1948 im Schweizerischen
Thun geborene Künstler mit einem schriftlichen Ersuchen an die Nationalbank der
Schweiz gewandt, ihm für eine geplante Collage druckfrische Banknoten der
Ausgabewerte 50 und 500 CHF zur Verfügung zu stellen. Die Reaktion kam schnell
aber abschlägig: »Wir sind aus verschiedenen Gründen (Gefahr von Verwechslung,
Missbräuchen etc.) nicht in der Lage, an Privatleute zu Unterhaltungszwecken
Banknoten oder Teile davon herauszugeben«, ließ man Fuchser wissen – und
weiter: »Wenn Sie Collagen (…) mit echten Banknoten oder Teilen von solchen
herstellen wollen, müssen Sie dazu wohl oder übel Ihre eigenen Banknoten
verwenden.« Der Künstler, sich nicht sogleich entmutigen lassend, versuchte nun
unter Berufung auf die bankenseitig bindende Verpflichtung zum Ersatz für
beschädigte Banknoten die verbliebenen Teile eigener Scheine (aus denen er
inzwischen die für die Collage benötigten Elemente herausgeschnitten hatte) an
neues Geld zu kommen – auch diesmal ohne Erfolg. Man lehnte das Ansinnen nicht
nur ab, sondern ließ Fuchser wissen, man habe »nach den geltenden Dienstvorschriften
allfälligen Urhebern mutwillig beschädigter Banknoten nahezulegen, derartige
Verunstaltungen zu unterlassen.«
Ueli Fuchser passte seine Strategie daraufhin an und
richtete – mit dem Betreff »Geldwechsel« versehene – Schreiben an die Botschaften
und später – auf deren Empfehlung hin – an die Nationalbanken diverser Länder,
denen er bereits benutzte Scheine in deren Währungen beifügte: Er bat darum,
ihm für ein besonders gediegenes Ergebnis der Collage-Arbeit druckfrische
Banknoten im Austausch sowie auch Informationen zu den dargestellten
Persönlichkeiten zukommen zu lassen.
Er erhielt in der Folgezeit auf diese Art und Weise
unbenutzte Banknoten aus Kanada, Österreich, Portugal, Dänemark, der
Elfenbeinküste, aus Kongo und der BRD – jeweils ergänzt um mehr oder weniger
ausführliche Zusatzinformationen. Die Deutsche Bundesbank zeigte sich besonders
auskunftsfreudig und legte einer kurzen Übersicht mit Informationen zu allen
auf den aktuellen Noten Porträtierten den mehrseitigen Aufsatz »Die neuen
Bundesbanknoten« bei.
Mitte 1976 waren nach dem Eintreffen der Antwort aus
Zentralafrika alle Scheine in druckfrischen Exemplaren beisammen, so dass
Fuchser die Collage vollenden konnte: an den vier Ecken mit größeren Elementen
genrehafter Darstellungen aus der Schweiz und aus Afrika, und ins Zentrum
gerückt die acht Porträts der weiteren Scheine.
»Hüten Sie sich vor Fälschungen« und die Dokumentation um die Entstehung der Collage und anschließende Aktivitäten weisen den Schweizer Konzeptkünstler als Protagonisten eines künstlerisch-aktionsbetonten und provokanten Umgangs mit dem Medium Geld aus. Eine Tendenz, die beispielsweise im Schaffen von Sebastian Siechold (*1982 in Quedlinburg) aus Berlin – mit zahlreichen Werken im Sammlungsbestand vertreten – heute ihre Fortsetzung findet.
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Weiterführende Informationen:
Global-Art-Fusion – Ausführliche Darstellung und Analyse im Blog von André Chahil, mit zahlreichen Abbildungen
Das vorletzte Tabu Rezension der Ausstellung »Geld und Wert – das letzte Tabu« auf www.bilanz.ch