Der in Berlin lebende Filmemacher und Fotograf Sven Boeck hat sich den Geldautomaten im Stadtgebiet der Hauptstadt angenommen – und zahlreiche Aufnahmen dieser Maschinen, in analoger Technik auf 6 × 9 cm Rollfilm realisiert, mit Handabzügen im Scheckkartenformat zu 9er-Gruppen arrangiert. Die kleinen Formate entfalten so eine beeindruckende Wirkung, geben Auskunft zu Unterschiedlichkeit und Zustand dieser seit vielen Jahren im Alltag vertrauten, nun mehr und mehr verschwindenden Geräte, zeigen Veränderungen des Umfelds.
Seit geraumer Zeit gehören fotografische Arbeiten zum Bestand der Sammlung Haupt. Die Serie „Money for Art“, mit der der taiwanesische Künstler Lee Mingwei die Verwertungsmöglichkeiten von 10-Dollar-Banknoten durch mehrere Personen dokumentierte, bildete für Stefan Haupt, schon zuvor an Fotografie und ab Mitte der 90er Jahre an künstlerischen Interpretationen des Themas Geld interessiert, den Ausgangspunkt zum Aufbau seiner Sammlung. Neben den makrofotografischen Arbeiten von Pete Jones oder der ebenfalls eine Banknote vergrößernd darstellenden Aufnahme von Ulrich Wüst gehören in das Fotografie-Segment auch Fotos dokumentarischen Charakters von Hildegard Ochse und Jerry Berndt.
Letztgenannten artverwandt sind die Aufnahmen von Sven Boeck. Ihn faszinieren Bildgegenstand und technische Umsetzung gleichermaßen:
„Im Frühjahr und Sommer des Jahres 2024 machte ich mit einer sowjetischen Rollfilmkamera Fotos von Geldautomaten in Berlin. Anfang des Jahres hatte ich eine alte Polaroid-Filmpackkamera gekauft. Plötzlich beschäftigte ich mich wieder mit der analogen Fotografie, mit der ich als Jugendlicher im Kleinbildformat begann und die mich dann auch beruflich als Kameraassistent auf 16mm-Umkehrfilm als Bewegtbildmedium (25 Fotos pro Sekunde) fürs DDR-Fernsehen begleitete: das latente Bild von feinmechanischen Geräten auf einen Träger gebannt, das dann in alchemistisch-chemischen Prozessen in sichtbare Bilder gewandelt wird. Die Arbeit am Vergrößerer und der Dunkelkammer gab ich in der Wendezeit mangels Zeit auf, auch waren farbige Bilder jetzt in jeder Drogerie zu bekommen. Irgendwann im neuen Jahrtausend verkaufte ich auch meine analoge Fotoausrüstung und meine 16mm-Krasnogarsk-Kamera. Die digitalen Formate waren kostengünstiger, schneller und von der Qualität ebenbürtig. Ich behielt aber die oben erwähnte alte Rollfilmkamera Moskwa 3, der modifizierte Nachbau einer Super Ikonta von Zeiss Ikon durch ein sowjetischen Kamerawerk, welches als Reparationsleistung nach dem zweiten Weltkrieg die Konstruktionspläne und/oder die Herstellungsmaschinen des deutschen Herstellers übernahm.“
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Abbildung: Geldautomaten in Berlin #1, 2025, analoge Fotografie, neun Handabzüge im ID-1-Format, je 85,6 × 53,98 mm, in HALBE Distanzrahmen montiert, 31 × 21,8 (33 × 23,5) cm, Foto: Sven Boeck