»Matthias Krinzinger eröffnete drei Konten bei verschiedenen Banken. Zwischen den Konten wurden Daueraufträge mit dem Wert von einem Cent eingerichtet. Als Verwendungszweck dienten Zitate aus ›1000 Plateaus‹, dem zweiten Band von ›Kapitalismus und Schizophrenie‹ von Gilles Deleuze und Felix Guattari [Originaltitel: ›A Thousand Plateaus. Capitalism and Schizophrenia‹, 1980 – d. V.]. Dieser mit Literatur infizierte Kapitalfluss, der effektiv kein Kapital umschichtete, aber viele Stunden Arbeit bedeutete, war bisher nur dem Künstler und einigen Bankangestellten am Schalter und in der Bearbeitung bekannt.«
Und weiter hießt es im Text von Franz Schuh:
»Zu dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, gehört heute die Überweisung. Wer kein Konto, also keine Adresse für die Überweisung besitzt, existiert beinahe nicht. Aber dafür, dass die Überweisung von solcher Bedeutung ist, wird sie allzu kühl, rein automatisch vollzogen. Man könnte sagen, die Überweisung ist, gemessen an ihrer Bedeutung, schizophren. Die Schizophrenie hebt die Intervention, mit der der Künstler Matthias Krinzinger die Überweisungsscheine ausfüllt, ansatzweise wieder auf.
In geistiger
Verwandtschaft zur Langzeit-Aktion der Leipziger Professorin Christin Lahr »MACHT
GESCHENKE: DAS KAPITAL« wird auch von Matthias Krinzinger das Geld-Kreislauf-Prinzip
aufgegriffen und zugleich persifliert. Doch ist der Unterschied auffallend.
font-family:Verdana;mso-bidi-font-family:Verdana“>Lahr überweist seit 31. Mai 2009
täglich 1 Cent an das Bundesministerium der Finanzen, im Verwendungszweck jeweils
108 Zeichen aus »DAS KAPITAL – Kritik der politischen Ökonomie« von Karl Marx, und
dokumentiert den Transfer mittels Screenshot-Ausdruck (Nr. 1025 und 1075 befinden
sich im Sammlungsbestand).