Vortrag von Clemens Schöll am Samstag, 27.4.2024, 11:30 Uhr beim VDB
aus Anlass des Gallery Weekends im Rahmen der Ausstellung »Moneytree – Anna Ley mit Werken der Sammlung Haupt«, kuratiert von Josephine Taraschkewitz, in den Räumen des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken, Schützenstraße 6a, 10117 Berlin.
Clemens Schöll wird die Arbeit »0 Virtuelle Realität / 100 Reale Virtualität« vorstellen. Im Anschluss an den Vortrag haben Sie die Möglichkeit die Arbeit selbst zu betrachten. VR-Brillen sowie installative virtuelle Welten in Ausstellungen versprechen den Besucher:innen eine Sinneserfahrung in einer 3D-Umgebung. Die meist Computer-generierten Bilder erlauben eine Losgelöstheit von physikalischen Naturgesetzen und den Zwängen der realen Welt: eine sogenannte virtuelle Realität – doch was ist das eigentlich?
Die Arbeit »0 Virtuelle Realität / 100 Virtuelle Realität« von Clemens Schöll und Ortrun Bargholz verhandelt genau diese Fragen: Erwartungshaltungen gegenüber Technik sowie die Grenzen zwischen Virtualität und Realität. In zwei simplen VR-Brillen aus Plastik stecken statt Smartphones als Displays jeweils ein Geldschein mit einem Motiv barocker Architektur. Ist das die reale virtuelle Realität?
Die beiden Geldscheine haben die Nominalwerte von 0 Euro und 100 Euro, wobei schon das Konzept eines Nominalwertes von Geld in sich vollkommen virtuell ist. Der 100-Euro-Schein zeigt ein Portal, das nur für diesen Geldschein zeitgenössisch im Barock-Stil entworfen wurde. Der 0-Euro-Schein bildet die barocke Fassade des Berliner Schlosses ab, um dessen zeitgenössische Rekonstruktion seit den 1990er Jahren gestritten wurde und wird. Wie virtuell sind Schloss-Neubauten und wie real die Euro-Schein-Architekturen?
Die Arbeit »0 Virtuelle Realität / 100 Virtuelle Realität« bricht mit der Erwartung an digitale VR. Nur die analoge Optik der VR-Brillen wird zur Vergrößerung und Überlagerung der Geldscheine genutzt.
Virtuelle Realität bietet die Arbeit dennoch reichlich: Geldscheine, fiktive Architektur auf Geldscheinen, historisierende Fassadenelemente auf einem Betonneubau, sowie historisierende Fassadenelemente auf Geldscheinen.
Ohne digitale Bilder und generierte 3D-Räume zu bemühen, wird damit das in VR-Kunst stets beschworene Verhältnis von Virtualität und Realität kommentiert.
Clemens Schöll ist Medienkünstler, Medientheoretiker und Softwareentwickler. Er studierte Informatik und Bildende Kunst in Leipzig, Lissabon sowie derzeit in Berlin. Seine meist informationstechnologischen Arbeiten reichen von (Virtual-Reality-)Installationen über Netzkunst bis hin zu Performances. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der Kunsthalle Zürich, […] ausgestellt. Er schuf den Wohnungsbot und kuratierte mit Daniel Hengst die Ausstellung »In VR we trust«. Schöll ist Mitbegründer des Medienkunstkollektivs THIS IS FAKE sowie des Fördervereins Palast der Republik e. V.
Weiterführende Informationen:
Website Clemens Schöll
Eindrücke von der Veranstaltung:
Ortrun Bargholz, Clemens Schöll, Stefan Haupt, Stephan Jansen
Stephan Jansen, Geschäftsführer VDB mit VR-Brille
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Foto Beitragsbild links: Ortrun Bargholz
Veranstaltungsfotos: VDB/Rico Bigelmann