Stiftung&Sponsoring – Teil 53

Ausgabe 03.25:
JSG Boggs: 300 Boggs Mark (2001)
von Hermann Büchner (Berlin)

Der Amerikaner JSG Boggs (geboren 1955 als Stephen Litzner in Woodbury, New Jersey, verstorben 2017 in Tampa, Florida) gilt als einer der kreativsten Vertreter zeitgenössischer Geldkunst. Grundlage seiner zahlreichen weltweit durchgeführten Kunstaktionen waren die von ihm angefertigten Gemälde, Zeichnungen und Ausdrucke nach originalen Banknoten.
Am Beginn standen großformatige Darstellungen von Dollar-Banknoten, aus denen Boggs seine sogenannten Dollar Bills entwickelte: quasi Geldscheine in Originalgröße und den Vorbildern auf einen ersten flüchtigen Blick zum Verwechseln ähnlich.

Ungeachtet des Umstands, dass sich seine stets nur in einseitiger Ansicht ausgeführten Geldschein-Adaptionen in wesentlichen Merkmalen von den Originalen unterscheiden – was z. B. die Porträts abgebildeter Personen (so ziert die 5.000 $ Bill ein Selbstporträt), die Sicherheitsmerkmale oder Namen ausgebender Nationalbanken betrifft – sah sich Boggs dem Vorwurf der Geldfälscherei ausgesetzt. So kam es 1986 in Großbritannien und 1989 in Australien zu Verhaftungen. Boggs hatte übrigens bei der Bank of England zwei Mal um eine Genehmigung für seine künstlerischen Aktivitäten nachgefragt: Die Reaktionen fielen abschlägig aus. Nicht genug damit: Sie setzte Scotland Yard auf eine Solo-Ausstellung in der The Young Unknowns Gallery in London an.
Im Rahmen eines vom Galeristen Wolfgang Krause im Jahre 2001 initiierten Berlin-Aufenthalts begann der Künstler, nach dem Vorbild des 100-DM-Scheins seine Boggs Mark zu kreieren: Das Porträt Clara Schumanns wurde gegen das einer Mitarbeiterin von Krause ausgetauscht. Dabei wahrte Boggs den Darstellungsstil des Originals und stattete sein Modell sogar mit dem Ohrenschmuck der eigentlichen Gallionsfigur aus. Anstelle der Deutschen Bundesbank erscheinen Douche BoggsBank/BERLINER BOGGSBANK; statt HUNDERT DEUTSCHE MARK ist EIN HUNDDIRT BOGGS MARK auf den Künstlergeldscheinen zu lesen.

JSG Boggs bot in zahlreichen Geschäften seine Boggs Mark, auch in Varianten von 10 und 1.000 BM zur Bezahlung an – mit Erfolg: Er gab bei etwa 100 Einkäufen in Berlin über 12.000 BM aus.

Wolfgang Krause erinnert sich, dass Boggs die abendliche Zeche bei einem der Besuche im Gartenlokal Berliner Prater – dessen Pächter war eingeweiht und unterstützte die Langzeit-Performance – mit einem selbst hergestellten Tausender beglich und das Wechselgeld in DM kassierte.

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Abbildung: 300 Boggs Mark, 2001, computerbearbeiteter Scan, Inkjet, 29,8 × 29,8 cm · Reproduktion: Hermann Büchner

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