Ausgabe 02.25
Sebastian Siechold: Einer kommt zum Rebbe (2013)
von Hermann Büchner (Berlin)
Seit mehreren Jahren nimmt das Thema „Geld“ einen zentralen Platz im Schaffen des in Berlin lebenden Künstlers Sebastian Siechold ein. So ist es kein Zufall, dass Siechold neben Andor Orand, Helmut King und Philipp Valenta der mit den meisten Werken im Bestand der Geldkunst-Sammlung Haupt vertretene Künstler ist.
Geboren 1982 in Quedlinburg, studierte er von 2003 bis 2009 freie Kunst und Bildhauerei an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin und war anschließend Meisterschüler bei Prof. Else Gabriel.
In zahlreichen Arbeiten hat Siechold Original-Banknoten zum Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzung gemacht (siehe die Vorstellung von „Schein – Nische“ in Ausgabe 03.22), diese beschriftet, überzeichnet, aufgestapelt oder in serieller Reihung interpretiert. Seine erste Geldkunst-Arbeit zum Thema war die einseitig zu einer spiegelglatten Fläche beschliffene 1-€-Münze im Jahr 2006.
Mit der hier vorgestellten Arbeit aus dem Jahr 2013 greift Siechold den hintersinnigen Humor der jüdischen Witz-Kultur auf. Dabei soll die Pointe* nicht sogleich verraten werden: kommt es doch darauf an, die Betrachter zum absichtlich erschwerten Lesen der Spruchweisheit (in der es um Armut, Reichtum, den glänzenden Schein, Wahrnehmung und Selbst-Wahrnehmung geht) zu bewegen – nach der Lektüre wird man mit anderen Augen in den Spiegel schauen.
„Die computergesteuert mit Lasergravur realisierte Arbeit ist im Rahmen meiner Geldwitzarbeiten entstanden. Inhalt und Form des besprochenen Gegenstandes vereinigen sich im Spiegel in dem Moment, wo der Leser am Ende der Spirale angelangt ist,“ so Siechold.
Unter den Kreationen des Künstlers befinden sich zahlreiche Anagramme, sowohl im Geld-Kontext als auch im Verfremden von alltags- und konsumrelevanten Begriffen. In seiner Serie »na logo« deutet Siechold bekannte Marken(-Artikel) um, deren eigentliche Bedeutung ironisch-kritisch hinterfragt wird: so entsteht beispielsweise aus stern ernst, aus DEKRA DRAKE, aus Chanel Lachen, aus merci crime – und in einem unlängst veröffentlichten Anagram wird eine marktdominierende Sportausstattungsmarke zu KNIE umkodiert
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